LBK Lünen

LBK trauert um langjährigen Freund und Paten Sally Perel

Lünen. Das Lippe Berufskolleg Lünen trauert um seinen langjährigen Freund und Paten Sally Perel, der am Donnerstag, 2. Februar im Alter von 97 Jahren verstorben ist. Perel war zwischen 2012 und 2018 regelmäßig zu Gast am LBK und seit 2014 Pate für „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Er hatte die Gabe, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen in seinen Bann zu ziehen, sodass es bei seinen Lesungen, die seine persönliche Geschichte aus dem 2. Weltkrieg beinhaltete, am LBK immer ganz leise war und die Zuhörenden an seinen Lippen hingen.


Sally Perel hat erzählt, dass immer wieder nach oder während seiner Lesung junge Menschen zu ihm kamen und sich für das, was die Nazis seiner Familie angetan haben, entschuldigten. Seine Antwort: „Ich verzeihe nicht, denn ich habe der deutschen Jugend nichts zu verzeihen. Ihr seid nicht Schuld und ihr tragt keine Verantwortung für das, was eure Vorfahren getan haben. Aber ihr seid verantwortlich für das, was heute in Deutschland passiert.“ Dörte Sancken, Studiendirektorin am LBK, war immer mit Perel in Kontakt. „Diese Aussage von ihm hat mich jedes Mal total ergriffen. Ich bin dankbar diesen großartigen Menschen so oft getroffen zu haben.“
Perel berichtete den Schülern von zehn glücklichen Kindheitsjahren in Peine, die in „seiner Erinnerung immer grün bleiben werden“ und betonte, er habe seine deutsche Muttersprache immer gepflegt und sie bewahrt. 
Für ihn und seine Familie folgte nach der Reichspogromnacht die Flucht vor den Nationalsozialisten nach Polen. Doch auch hier war die Familie Perel nur kurze Zeit in Sicherheit, diese endet am 1. September 1939 mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Polen. Bewegt und bewegend schilderte er den Abschied von seinen Eltern, die ihn und seinen älteren Bruder, vor der Umsiedlung ins Ghetto Lodz bewahrten, indem sie zum Aufbruch nach Ostpolen drängten. Vom Vater gesegnet, wurde er von der Mutter mit den Worten „Du sollst leben“ verabschiedet. Diese drei Worte, so Perel, hätten ihn am Leben gehalten und er habe sie sich immer wieder ins Bewusstsein gerufen und die Worte der Mutter als Auftrag begriffen. 

Offen und ehrlich erzählte er den Schülern von seiner Zeit als nationalsozialistischer Hitlerjunge, zu dem er wurde, als die deutsche Wehrmacht ihn gefangen nahm und er sich als Volksdeutscher ausgab. Er lebte einige Zeit als deutsch-russischer Dolmetscher gemeinsam mit den Soldaten an der Front. Einige Zeit später kam er nach Braunschweig in eine nationalsozialistische Eliteschule. Sally Perel berichtete davon, dass in seinem Körper bis heute der Hitlerjung Josef und der Jude Salomon leben und oft noch im Wettstreit miteinander leben. Er erzählte von seiner Angst vor der Entdeckung, „denn was dann passiert wäre, ist ja klar“, aber auch von der Faszination, die Teile der Ideologie auf ihn ausgeübt habe.

Aber Sally Perel sprach nicht nur über die Vergangenheit, sondern äußerte sich auch zur gegenwärtigen politischen Situation in Deutschland und forderte die Schüler auf, wachsamer Bürger zu sein. „Ich hätte damals bei Kriegsende nicht geglaubt, dass es in Deutschland wieder zu Naziaufmärschen kommt“, führte Perel aus. Es sei unglaublich wichtig, so Perel, die demokratischen Werte zu leben und zu verteidigen.

„Mit den Lesungen von Sally Perel haben wir viele Veranstaltungen ,Gegen das Vergessen‘ durchgeführt. Es ist uns wichtig, Zeichen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung und für Toleranz und Respekt zu setzen und sind froh, dass er so oft Gast an unserer Schule gewesen ist und so viele Schüler erreicht hat“, so Schulleiterin Rita Vonnahme.

Lippe Berufskolleg Lünen
Dortmunder Str. 44
44536 Lünen

   02306 100-410
  info@lippe-berufskolleg-luenen.de